15.04.2019 Predigt 21.04.2019 (Ostersonntag) - Todsünde
Rufmord
Müssen Priester eine Soutane tragen? Es gibt tatsächlich Menschen,
die auf diese Frage weitaus mehr Zeit verwenden, als eben mit einem
Wort die richtige Antwort zu geben: Nein! Und als ob diese
Zeitverschwendung nicht schon schlimm genug wäre: Manche behaupten
sogar noch fälschlich, ohne jede Begründung und sogar im offenen
Widerspruch zu den vorgelegten Beweisen, dass Priester doch eine
Soutane tragen müssen. Und mit solchen vollkommen unentschuldbaren
Falschaussagen verleumden sie dann ganz objektiv jeden Priester, der
keine Soutane trägt, er würde damit gegen eine kirchliche Vorschrift
verstoßen, er sei ein ungehorsamer, ein schlechter Priester. Die
heutige Zeit voller Verwirrung, voller Bosheit, voller
Sündhaftigkeit ist auch ganz besonders geprägt von
Verleumdungen aller Art. Wie furchtbar Verleumdungen sind, erkennt
jeder sofort unweigerlich bereits aus der Vernunft, denn
Verleumdungen untergraben jedes Vertrauen, das notwendig ist für die
gesellschaftliche Ordnung. Bereits Kinder müssen aus dem Katechismus
(1955) wissen: "Gegen die Ehre des Nächsten sündigt, wer ohne
genügenden Grund vom Nächsten Böses denkt (falscher Argwohn).
Schlimmer sündigt, wer ohne Not verborgene Fehler anderer
weitererzählt (Ehrabschneidung), wer andere verdächtigt, die Fehler
anderer vergrößert oder anderen fälschlich Böses nachsagt
(Verleumdung) ... Ebenfalls sündigt, wer Reden gegen die Ehre des
Nächsten mit Wohlgefallen anhört. Wer die Ehre des Nächsten schwer
verletzt, sündigt schwer. Wer dem Nächsten an der Ehre geschadet
hat, muß allen Schaden nach Kräften wiedergutmachen. Der Verleumder
muß die falsche Aussage widerrufen. Wer einen andern öffentlich
beschimpft hat, muß auch öffentlich Abbitte leisten. ... Wenn ich
von ernsten Fehlern anderer höre, will ich mich zuerst fragen:
Stimmt das überhaupt, was erzählt wird?"
Also es ist ganz objektiv Sünde, oftmals Todsünde, die Behauptung
eines Fehlers zu verbreiten, wenn die Quelle nicht zuverlässig ist,
wenn die Begründung der Quelle nicht überzeugend ist oder sogar
vollkommen fehlt. Und selbst wenn die Vorwürfe bewiesenermaßen
zutreffend sind, dürfen sie nur dann verbreitet werden, wenn eine
ausreichender Grund dafür vorliegt. Die Seuche der Verleumdung wird
von vielen Menschen gehegt und gepflegt, vergrößert und verbreitet.
Auch deshalb ist jedem sofort unweigerlich klar, dass man sehr
vorsichtig sein muss, sobald man auch nur von Behauptungen erfährt,
die den Ruf eines anderen schädigen. Und natürlich ist es
grundsätzlich ausgeschlossen, dass man das Verleumdungsopfer zu den
Vorwürfen befragt. Denn damit würde das Opfer noch zusätzlich
zeitlich und auch seelisch belastet. Und selbst wenn das Opfer jede
Anfrage beantworten wollte: Irgendwann würde auch die Zeit dafür
nicht mehr reichen, und ein Schweigen würde dann womöglich noch als
Eingeständnis verbreitet, dass das Opfer schuldig ist. Bereits
deshalb kann und ggf. muss man ausschließlich die Verleumdungsquelle
nach seinen Beweisen befragen. Man muss die Argumente sorgfältig
prüfen. Wenn man von Rufschädigungen erfährt und die Argumente dafür
nicht vernünftig sind und nicht überzeugen können, wenn sie sogar
fehlen, ist es grundsätzlich angebracht, oft sogar notwendig, dass
man selbst gegen den Verleumder vorgeht. Jedenfalls ist es bei
fehlender Sicherheit streng verboten, Verleumdungen überhaupt zu
glauben, geschweige denn, sie selbst irgendwie zu verbreiten.
Zugegeben: Es vermittelt ein Gefühl von Macht, wenn man das Leben
eines Unschuldigen ruiniert. Das Internet bietet jedem eine billige
Möglichkeit, Rufmord im ganz großen Stil zu begehen. Mir ist z.B.
ein Fall bekannt, dass ein
Bischof (Georg Schmitz) Opfer einer furchtbaren
Verleumdungskampagne wurde. Über Jahrzehnte hatte die
Allgemeinheit immer klar anerkannt und öffentlich zugegeben, dass
dieser Mann eine gültige Bischofsweihe besitzt. Die Weihelinie war
bereits unter den Päpsten Pius XI. und Pius XII. als gültig
bestätigt worden, und bisweilen hatte dieser Bischof auch Kontakte
zu einer Gruppe eines sog. Zweiten Vatikanischen Konzils. Diese
V2-Gruppe wiederum gab ihm die Erlaubnis, in ihren Kapellen zu
zelebrieren, ggf. sogar regelmäßig. Ihm wurde sogar in Aussicht
gestellt, dass er Krankenhausseelsorger werden könnte, wenn er sich
der V2-Gruppe anschließt. In den vielen Jahren seines Bischofsamtes
hatte er insgesamt sechs Priester geweiht, die dann ganz
selbstverständlich an verschiedenen Orten ihr Priesteramt ausübten.
Zeitweilig war der Bischof auch Mitglied einer sog.
"Priesterbruderschaft" von jemandem namens Marcel Lefebvre. Dort
hatte er sich öffentlich zur katholischen Kirche bekehrt und durfte
dort auch den Bischofsring und das Pektoralkreuz tragen. In einer
Zeitschrift namens "Einsicht" wurde ein Text dieses Bischofs
veröffentlicht, und der "Einsicht"-Herausgeber bezeichnete den
Bischof ausdrücklich als "sicherlich liebenswerten und
aufopferungsbereiten Bischof". Aber diese allgemeine Anerkennung des
Bischofs als Bischof endete radikal, nachdem er einen siebten
Priester geweiht hatte. Gegen diesen Priester gingen Vertreter
nahezu aller Fraktionen auf die Barrikaden. In diesem Zusammenhang
wurde der Bischof dann kurzerhand zum Laien erklärt, damit man auch
den Priester zum Laien erklären konnte. Diese furchtbare
Verleumdungskampagne wurde von nahezu allen unterstützt, ob durch
sündhaftes Verbreiten dieser Vorwürfe oder durch sündhaftes
Schweigen zu diesen Vorwürfen. Der Bischof war dadurch regelrecht zu
Tode betrübt. Die Verleumder haben hier herrlich über einen
Unschuldigen triumphiert. Es ist ein strahlender Sieg der Lüge über
einen Unschuldigen und ein großartiges Monument für die
Zerstörungsmacht der Lüge.
Natürlich kann es häufig sein, dass man einfach nur so, aus
Gedankenlosigkeit, aus Langeweile, aus Spaß an der Freud Rufmord
begeht. Und eben: Wer wollte freiwillig auf diesen Spaß, auf diese
Macht verzichten, einen rechtschaffenen Menschen einfach so zu
quälen, zu terrorisieren, zu ruinieren, zu zerstören? Um sich dabei
von allen Vorwürfen bzw. Gewissensbissen der Ungerechtigkeit
möglichst freizuhalten, weigert man sich gewaltsam und hartnäckig,
sein Wissen und sein Gewissen richtig zu bilden, um für seine
objektive Todsünde des Rufmords niemals zur Verantwortung gezogen
werden zu können. Aber wie immer gilt auch hier: Das
Nicht-Wissen-Wollen, die ignorantia affectata, vermindert niemals
die Schuld, sondern vergrößert sie üblicherweise sogar. Auch für die
Weigerung, sein Wissen und sein Gewissen richtig zu bilden, wird man
sich einmal verantworten müssen.
Unser Herr Jesus Christus selbst wurde verleumdet, er sei von
Sinnen, er sei von einem Dämon besessen, er sei ein Diener des
Teufels. Schließlich wurde er als Schwerverbrecher angeklagt und zum
Tode verurteilt. Aber Christus ist von den Toten auferstanden. Also
auch wenn in dieser Erdenzeit die Lüge immer und immer wieder
herrlich triumphiert, auch wenn Gerechte als Verbrecher verurteilt
und Verbrecher als Gerechte gefeiert werden: Christus hat gesiegt.
Aus der Auferstehung Christi schöpfen wir die Hoffnung, dass die
Wahrheit einmal endgültig siegen wird. Auch die Verleumder, so
ignorant, so böse sie auch immer gewesen sein mögen, werden sich vor
dem Weltenrichter Christus verantworten müssen. Vor Christus, dem
Auferstandenen, vor Christus, dem König der Könige, wird sich jedes
Knie beugen, vor Christus, der die Wahrheit und das Leben ist, vor
Christus, der kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten.
Leben wir also ganz und gar in der Wahrheit. Hüten wir uns jederzeit
vollkommen davor, über andere in ungerechter Weise zu denken oder
gar zu reden oder zu schreiben. Falls wir schwer gesündigt haben,
dann erwecken wir sofort die vollkommen Reue, empfangen wir bei
nächster Gelegenheit das Beichtsakrament, und setzen wir unsere
Kräfte dafür ein, den angerichteten Schaden wiedergutzumachen, damit
wir dereinst teilhaben an der ewigen Freude des Himmels. Amen.
15.04.2019 Kommentar von Dr. Esther Lingen
Die Freude am Bösen, die Begeisterung dafür, Schaden anzurichten,
sind offenbar übermächtig. Gierigst stürzt man sich ohne Überprüfung
der Richtigkeit oder auch nur der Quelle auf jeden Schmutz u jede
Verunglimpfung, die Deine Person besudeln und Deine Integrität in
Frage stellen. Warum eigentlich? Ganz einfach: Weil Du als einziger
als Verteidiger des reinen u unverwässerten katholischen Glaubens
übergeblieben bist. Du bist nicht umgefallen, trotz aller Schläge,
Beschimpfungen, Verspottungen, Einschüchterungen u Fußtritte! Das
darf man natürlich nicht länger so hinnehmen. Dagegen muss man etwas
unternehmen, eben noch schwerere Geschütze auffahren. Dafür ist auch
der wahre Katholizismus viel zu unerträglich. Denn in Wahrheit gilt
ja nur ihm im letzten der Hass. Man muss ihn unbedingt sich
zurechtstutzen, zurechtlügen, dem Zeitgeist anpassen (ganz
wichtig!), kurz: ihn auf ein brauchbares, alltagstaugliches Maß
herunterbrechen! Sein Leben ändern, Verzicht üben, Versuchungen als
solche erkennen u ihnen aus Liebe zu Gott u seinen Geboten
widerstehen, demütig sein, pah, wo kämen wir denn da hin? Bloß
nicht! Spaß haben, heißt die Devise! Von einem Lingen uns die Suppe
versalzen lassen? Auf keinen Fall! Dem stopfen wir ganz einfach mit
vereinten Kräften sein religiöses Maul! Dem zeigen wir's! Und seiner
bekloppten Schwester gleich mit! Nun, was sich diese Gutmenschen,
die sich ja allesamt für "lieb" halten, mit diesem Verhalten auf
ihre Seelen laden, ist gewiss nicht wenig. Sie übersehen dabei
übrigens völlig, dass, selbst wenn es ihnen eines Tages gelingen
sollte, Dich und mich zum Schweigen zu bringen, dies doch absolut
nichts an den Umständen ändert. Den Boten töten, ändert in keiner
Weise die Nachricht, die er überbringen wollte. Christi Wort bleibt
in alle Ewigkeit bestehen. Seine Lehre ist nicht dem menschlichen
Willen unterworfen. Fest steht allerdings, dass wir ALLE (!) - egal,
ob Gott und seine Lehre uns wichtig waren oder nicht - uns eines
Tages vor Christi Angesicht für unser Verhalten u unsere Taten
werden verantworten müssen u anschließend dafür unseren gerechten
Lohn empfangen werden! Ich freue mich auf diesen Tag u sehne ihn
herbei!