Predigt Septuagesima, 16.02.2014
      
      "War denn früher alles falsch?" So lautet der Titel eines kleinen
      Heftchens, veröffentlicht i.J. 1979 mit sog. "kirchlicher
      Druckerlaubnis", geschrieben von einem bereits über 70-Jährigen,
      einem sog. "Prälaten" namens Alois Stiefvater (1905-1986). In
      seinem "Alles-falsch"-Heftchen zitiert und kommentiert der
      Stiefvater einen "Klage- und Fragebrief". Zunächst einige
      Ausschnitte aus diesem Fragebrief: "Man hat seit dem Konzil
      Abschied genommen von so vielem, z B. 'Abschied von Hochwürden'
      oder 'Abschied vom Teufel' und das geht nun so weiter mit dem
      Abschiednehmen. Abschied von den Zehn Geboten, der Sünde, dem
      Beichten, der Kirche und schließlich landet man beim Abschied von
      Gott. ... Jedenfalls ist das, was wir heute haben, so meinen wir,
      nicht mehr die Kirche, in die wir vor 60 und mehr Jahren
      hineingeboren wurden, in der wir unsere Kindheit und unsere
      Jugend, ja einen guten Teil unseres Lebens verbracht haben. ...
      War denn früher alles falsch? War es falsch alles zu glauben, was
      die Kirche uns zu glauben lehrt, alles zu tun, was die Kirche uns
      zu tun vorschreibt. Gilt denn überhaupt noch das Credo? Gelten
      noch die Zehn Gebote? ... Nun fragen wir uns, wenn früher alles
      falsch war, dann hat uns also die Kirche falsch geleitet. Die
      früheren Hirten haben uns falsch behandelt und mindestens zu eng
      und streng gehütet. Wer aber garantiert jetzt, daß das Neue, das
      Heutige nun wirklich recht ist? ... Und nun kommt zu allem hin
      noch ein Erzbischof (Lefebvre) und bildet so etwas wie eine
      Opposition in der Kirche. ... Wenn es aber so weit ist, daß der
      eine Bischof so und der andere Bischof anders redet, dann ist die
      Verwirrung perfekt. Dann ist doch wahrhaftig der Teufel los."
    
Nach diesen Ausschnitten aus dem "Fragebrief" zunächst einige
      Hintergrundinformationen: Mit dem Ausdruck "Konzil" meinen die
      Fragenden eine Versammlung von Bischöfen im Vatikan von 1962 bis
      1965. Dieses sog. "Zweite Vatikanische Konzil", kurz "Vatikanum 2"
      und noch kürzer "V2", formulierte die Grundsätze für das, was
      "nicht mehr die Kirche" ist. Und selbst wer keinen einzigen
      V2-Text gelesen hat, muss unweigerlich an den V2-Früchten
      erkennen, dass dieser V2-Verein eben nicht die Kirche ist. Z.B.
      schlägt sich die V2-Leugnung der Heilsnotwendigkeit der Kirche in
      unzähligen antichristlichen V2-Handlungen nieder. Nennen wir diese
      "Nicht-Kirche" also einfach V2-Gruppe.
    
Bereits kurz nach V2 wurde ein Buch veröffentlicht "Abschied von
      Hochwürden" (J. O. Zöller), und darin erfährt man auch von einer
      "Dienstanweisung des Generalvikariats der Diözese Trier i.J. 1968:
      'Der Geistliche Rat hat beschlossen, im Schriftverkehr nach außen
      und innerhalb des Hauses, den Titel 'Hochwürden' nicht mehr zu
      gebrauchen.'" Und kurz nach Veröffentlichung dieses
      Hochwürden-Abschieds-Buches erstellte die V2-Gruppe tatsächlich
      auch geänderte Riten, einen sog. "Novus Ordo", um das sakramentale
      Priestertum abzuschaffen und somit ganz objektiv vom
      Hochwürden-Status Abschied zu nehmen. Und kurz vor
      Veröffentlichung des Fragebriefs hatte ein bekannter V2-Professor
      (H. Haag) ein Buch veröffentlicht "Abschied vom Teufel". Lt. dem
      V2-Professor gibt es keinen Teufel. Laut dem V2-Professor hat
      Jesus zwar an einen personalen Teufel geglaubt, aber das war nur
      ein radikaler Irrtum von Christus, der als ein dummes,
      schwärmerisches Kind seiner Zeit auch zeitbedingte Unwahrheiten
      geglaubt und gelehrt hat. Solche Professoren bilden also den
      Nachwuchs der V2-Gruppe aus. Äußerst gewichtige Unterstützung
      erhielt dieser V2-Professor von seinem ebenfalls bekannten
      Kollegen Joseph Ratzinger. Ratzinger sagt dabei nicht einfach,
      dass es keinen Teufel gibt, sondern operiert mit Neudefinitionen
      des Teufels. Nach Ratzinger ist der Teufel "die Un-Person. Die
      Zersetzung, der Zerfall des Personseins".
    
Erinnern wir uns zunächst an die unfehlbare kirchliche Lehre: Lt.
      Dogma wurden "der Teufel und die anderen bösen Geister von Gott
      ihrer Natur nach gut erschaffen, aber sie sind durch sich selbst
      schlecht geworden. Der Mensch jedoch sündigte auf Eingebung des
      Teufels" (Lateran 1215, NR 171). Lt. Dogma stand Adam infolge
      seiner Sünde "unter der Macht dessen, der daraufhin die Herrschaft
      des Todes innehatte, d.h. des Teufels" (Trient 1546, NR 221). Lt.
      Dogma verfallen Nicht-Katholiken "dem ewigen Feuer, das dem Teufel
      und seinen Engeln bereitet ist" (Florenz 1442, NR 350). Also die
      kirchliche Lehre über den Teufel betrifft sowohl die Schöpfung als
      auch die Erbsünde und die Erlösung als auch das Jüngste Gericht.
      Der sog. "Abschied vom Teufel" ist in Wahrheit also ein Abschied
      vom katholischen Glauben. Und Ratzingers Ideologie von der
      "Zersetzung des Personseins" ist in Wahrheit die Zersetzung des
      Katholischseins.
    
Angesichts unzähliger weiterer Fälle von solch hemmungslosem
      Wirrwarr schreiben die Fragenden: "Gilt denn überhaupt noch das
      Credo? Gelten noch die Zehn Gebote?" Nun, natürlich gilt das Credo
      unverändert. Das muss es ja schon rein logisch - denn jede
      Wahrheit ist eine überall für immer gültige Wahrheit. Wahrheit ist
      absolut unveränderlich. Und zudem lautet ein katholisches Dogma
      ganz ausdrücklich: "Wer sagt, es sei möglich, daß man den von der
      Kirche vorgelegten Glaubenssätzen entsprechend dem Fortschritt der
      Wissenschaft gelegentlich einen anderen Sinn beilegen müsse als
      den, den die Kirche verstanden hat und versteht, der sei
      ausgeschlossen" (NR 61, cf. DS 3043). Dementsprechend hat der
      Zersetzungs-Ideologe Ratzinger als pensioniertes sichtbares
      V2-Oberhaupt "Benedikt" zusammen mit dem aktuellen V2-Oberhaupt
      "Franziskus" in einem Rundschreiben erklärt: "Der Gläubige ist
      nicht arrogant; im Gegenteil, die Wahrheit lässt ihn demütig
      werden, da er weiß, dass nicht wir sie besitzen, sondern vielmehr
      sie es ist, die uns umfängt und uns besitzt."
    
Halten wir also fest: Die katholische Kirche ist die Gruppe der
      Menschen, die die Wahrheit besitzen, namentlich in den unfehlbaren
      kirchlichen Glaubenssätzen. Die V2-Gruppe hingegen ist eine
      Gemeinschaft von Menschen, die die Wahrheit nicht besitzen. Oder
      ein anderes Franziskus-Zitat: "Die Wahrheit hat in keiner
      Enzyklopädie Platz. Die Wahrheit ist eine Begegnung." Wenn die
      Wahrheit "in keiner Enzyklopädie Platz" hat, dann erst recht nicht
      in einem Credo. Nur kurz eine Bemerkung zu dem V2-Propheten Marcel
      Lefebvre. Lefebvre war einer der schlimmsten Feinde der Wahrheit,
      denn lt. Lefebvre ist die wahre Kirche Christi "häretisch", d.h.
      sie ist ganz ausdrücklich nicht die "Säule und Grundfeste der
      Wahrheit" (1 Tim 3,15).
    
Nun noch einige Zitate aus der Antwort des Stiefvaters auf den
      Fragebrief: "Nein, früher war nicht alles falsch, nur war manches
      anders. Das gilt zunächst für das natürliche Leben. War es denn
      falsch, daß man früher mit dem Ochsenwagen fuhr und nicht mit dem
      Traktor? Daß man eine Petroleumlampe hatte und kein Neonlicht? ...
      Das Alte war seinerzeit gut und richtig, die Petroleumlampe war
      sogar ein Fortschritt, aber eben nur zu seiner Zeit! Jetzt aber
      ist diese alte Art und Weise eben doch veraltet. ... Dieses Kommen
      und Gehen, dieses Wachsen und Werden ist ein Grundgesetz unserer
      Welt. Es ist die Veränderlichkeit, die Geschichtlichkeit (8f). ...
      Die Kirche ist in einem ständigen Reformprozess (9)."
    
Soweit der Stiefvater. Nun, Licht bleibt Licht, ob nun mit
      Petroleum oder Neon. Dieser Stiefvater-Vergleich hat also rein gar
      nichts mit dem Anliegen des Fragebriefs zu tun. Denn zum Wesen der
      Kirche gehört die absolut unveränderliche Wahrheit. Zum Wesen der
      V2-Gruppe dagegen gehört der "ständige Reformprozess". Während der
      Gläubige die Wahrheit im Credo erfährt, hat für die V2-Gruppe die
      Wahrheit noch nicht einmal in einer Enzyklopädie Platz, geschweige
      denn im Credo. In der V2-Gruppe gibt es nur den unendlichen Taumel
      immer wieder anderer "Begegnungen" - mit wem oder was auch immer.
    
Es ist also absolut offenkundig: Der Fragebrief "War denn früher
      alles falsch?" bedurfte weder der Verrenkungen seitens des
      V2-Stiefvaters noch der sonstigen Verrenkungen von V2-Professoren
      und V2-Oberhäuptern. Die Fragenden wussten es doch selbst ganz
      genau: Die Wahrheit und somit die kirchliche Lehre kann sich
      unmöglich wandeln. Die V2-Gruppe kann unmöglich die katholische
      Kirche sein. In der V2-Gruppe ist wahrhaftig der Teufel los. Die
      Fragenden hätten ganz einfach nur die vollkommen unausweichlich
      zwingenden Konsequenzen ziehen müssen. Aber leider haben sich
      praktisch alle unerbittlich hartnäckig geweigert, die Wahrheit
      anzuerkennen. Der Teufel ist der Vater der Lüge (Joh 8,44), und
      fast alle haben es vorgezogen, ein Leben in Lüge zu führen.
      Zugegeben: Wer weder den Katechismus kennen noch den Grundsätzen
      der Logik folgen will, der landet sehr leicht außerhalb der
      Kirche. Wissensbildung ist grundsätzlich für jeden Menschen sehr
      wichtig. Ermuntern wir andere, sich sowohl des katholischen
      Katechismus als auch des gesunden Menschenverstandes zu bedienen
      und dann die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Bedenken wir dabei
      die Frage Christi: "Wird ... der Menschensohn, wenn er kommt, noch
      Glauben finden?" (Lk 18,8). Amen.