03.06.2019 - Pfingsten - Die heilige Kirche
Predigt 09.06.2019 (Pfingstsonntag)
"Der Heilige Geist ist vom ersten Pfingsttage an die Seele der
heiligen Kirche." So schreibt der Schott über das Pfingsfest.
Heilige Kirche - darf man das sagen? Anscheinend ist die Welt bei
aller Zerstrittenheit sich doch noch in einem Punkt einig: Die
Kirche ist eine Verbrecherorganisation. Stichwörter wie Kreuzzüge
und Inquisition sind dafür nur zwei Beispiele aus unzähligen.
Bekanntlich stehen auf Zigarettenpackungen Sprüche wie "Rauchen ist
tödlich". Und extreme Satanisten verbreiten gerne Bilder von einem
Buch mit der Aufschrift "Heilige Bibel", auf der - ganz im Format
der Tabaksprüche - ein Zettel mit dem Spruch aufgeklebt ist: "Durch
Religion wurden sehr viel mehr Menschen getötet als durch
Zigaretten". Die "Heilige Schrift" und namentlich die "heilige
Kirche" ist gemäß der teuflischen Propaganda Quelle der Vernichtung,
der Zerstörung, des Untergangs. Dementsprechend wird dann ein
Religionsverbot gefordert und oft mit brutaler Gewalt durchgesetzt.
Religion wird erklärt zur "Privatsache", die allenfalls nur ganz
streng geheim im stillen Kämmerlein erlaubt ist und niemals an die
Öffentlichkeit gelangen darf. Es kann sein, dass solche
Extrem-Satanisten auch wie besessen rauchen, so dass ihre Haut
verschrumpelt, ihr Gebiss zerstört und ein Tabaksbeutelmund
ausgebildet ist. Jedenfalls gilt nur der oberste Grundsatz: Jetzt
muss man das Leben in vollen Zügen genießen. Lasst uns essen und
trinken und rauchen und Unzucht treiben und überhaupt jeden
irdischen Genuss hemmungslos genießen, denn morgen sind wir tot. Und
nur ja keine Religion, nur ja keine Heilige Schrift, nur ja keine
heilige Kirche, denn das alles ist nur Verderben und Tod. Wer noch
an die heilige Kirche erinnert, der ist ein Feind, ein Verbrecher,
eine Bedrohung für die Menschheit, und die Menschheit muss ihre
Feinde ausschalten - erbarmungslos mit aller Gewalt. Und gerne darf
auch die Zerstörung der Christen so richtig viel Spaß machen - je
verlogener, je gehässiger, je verletzender, je brutaler, desto
schöner, desto lieber. Für skrupellosen Rufmord kriegt man auch in
den sozialen Netzwerken massenhaft Likes und Herzchen, und bei
tatsächlicher Existenzzerstörung von Christen jubeln die Satanisten
überschäumend. O wie schön ist die Welt, wenn die Kirche, wenn die
Christenheit ausgerottet wird.
Niemand kann leugnen, dass es in der Kirche Sünder gibt. Es ist
sogar ausdrückliche Lehre der heiligen Kirche selbst, dass eben
nicht nur Heilige zu ihr gehören. Die Kirche hat als Dogma verkündet
(Neuner-Roos 752f): "Wer behauptet, der wiedergeborene und
gerechtfertigte Mensch sei auf Grund des Glaubens gehalten, zu
glauben, er sei sicher in der Zahl der Vorherbestimmten, der sei
ausgeschlossen. Wer mit unbedingter und unfehlbarer Sicherheit
behauptet, er werde sicher jenes große Geschenk der Beharrung bis
ans Ende besitzen, ohne dass er es aus einer besonderen Offenbarung
weiß, der sei ausgeschlossen." Und außerdem verpflichtet die Kirche
alle ihre Mitglieder dazu, mindestens einmal im Jahr alle schweren
Sünden zu beichten. Was ist also mit "heiliger Kirche" gemeint?
In einem Katechismus (München 1948) wird erklärt: Die Kirche ist
"heilig: weil Christus die Kirche zur Heiligung der Menschheit
gestiftet hat." Und in einem anderen Katechismus ((Deharb e 1892)
wird erklärt: "Die römisch-katholische Kirche ist heilig, 1) weil
ihr Stifter und ihre Lehren heilig sind; 2) weil sie alle
Heiligungsmittel treu bewahrt und ausspendet"; 3) weil es in ihr zu
allen Zeiten Heilige gegeben hat". Also: Die Kirche ist das von Gott
selbst bestimmte und gegründete Mittel, um das ewige Heil zu
erlangen. Die Kirche hat ein übernatürliches Ziel. Objektiv hat
jeder Mensch ein übernatürliches Ziel: Wir sind auf Erden, um Gott
zu erkennen, um ihm in Liebe und Treue zu dienen und um das ewige
Leben zu erlangen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Mensch ein
Mitglied der Kirche werden. Dies geschieht durch die Taufe. Durch
die Taufe erhält der Mensch die heiligmachende Gnade, er wird von
aller Sünde und allen Sündenstrafen befreit. Die Taufe wird wegen
der Erbsünde auch bereits den Kindern gespendet. Aber eben: Die
Mitgliedschaft in der Kirche ist nicht die Garantie dafür, dass der
Getaufte, d.h. der wiedergeborene und gerechtfertigte Mensch, auch
tatsächlich zu denen gehört, die dereinst teilhaben an der ewigen
Freude des Himmels. Durch die Todsünde geht die heiligmachende Gnade
wieder verloren. Außerdem haben Sünden auch Sündenstrafen zur Folge.
Der Todsünder erlangt durch die gültige Beichte zwar wieder die
heiligmachende Gnade. Es bleiben aber noch zeitliche Sündenstrafen,
die im irdischen Leben oder im Fegefeuer zu verbüßen sind.
Insbesondere die Teilnahme am hl. Messopfer mindert diese zeitlichen
Sündenstrafen. Man kann und soll für die Armen Seelen im Fegefeuer
beten, und auch das hl. Messopfer wird für Verstorbene dargebracht.
Und was ist mit den massenhaften schlimmen Verbrechen der Kirche?
Zunächst sollte man die Berechtigung der Vorwürfe überprüfen. Sofern
es sich um bloße Verleumdungen handelt, sollte man dagegen seine
Stimme erheben. Und die tatsächlichen Verbrechen müssen uns mahnen
und warnen, dass auch wir ganz tief fallen können, dass wir selbst
gewissermaßen zu solchen gefallenen Engeln werden können, die
hemmungslos Lügen gegen die Kirche schleudern und hemmungslos in den
irdischen Genüssen verwahrlosen und verschrumpeln und verfaulen und
verrotten. Wenden wir uns also von diesen trügerischen irdischen
Genüssen ab, die doch in Wahrheit nur Leid und Not und ekelhaften
und schmerzhaften Verfall bis zum frühzeitigen elendigen Tod
bringen. Schauen wir in Freude und Dankbarkeit auf das große
Gnadengeschenk Christi. Christus hat die Kirche gestiftet, damit wir
durch sie die reine, unverfälschte, heilige Lehre erfahren. So
können wir Gott viel besser und viel tiefer erkennen, als es unsere
Sinne und unser Verstand mit der natürlichen Gotteserkenntnis aus
der Schöpfung vermögen. Danken wir Christus zutiefst für die
Sakramente der Kirche, durch die wir das Seelenheil erlangen und
sogar nach dem Verlust durch die Todsünde wiedererlangen können.
Danken wir Christus zutiefst für das gesamte kirchliche Leben,
wodurch wir das Gnadenleben empfangen, bewahren und stärken können.
Lassen wir uns durch schlechte Christen nicht dazu verleiten, selbst
schlecht zu werden oder zu bleiben. Ganz im Gegenteil: Bemühen wir
uns, dass wir selbst wie gute Engel auf Erden leben, dass wir
anderen helfen, treue Kinder der Kirche zu werden, eben weil die
Kirche der von Gott bestimmte Weg zur ewigen Seligkeit ist. Zeigen
wir anderen die Schönheit und Herrlichkeit der göttlichen Gnade, wie
sie in der Lehre Christi, wie sie in den Sakramenten Christi uns
geschenkt wird. Tragen wir immer froh und demütig das Gebet in
unseren Herzen: "Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner
Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer Deiner Liebe." Amen.
03.06.2019 Kommentar von Dr. Esther Lingen
Großartig! So sollte eine Pfingstpredigt aussehen. Zumal die meisten
Menschen gar nicht wissen, was genau an Pfingsten überhaupt gefeiert
wird.