Predigt 05.03.2017 - 1. Sonntag der Fastenzeit
"7 Tipps zur Fastenzeit" und "Fünf Tricks zur Fastenzeit". Dies
sind die Überschriften zweier Artikel auf einem Internetportal
(katholisch.de - Landgericht Bonn, Az. 7 O 154/99) einer
international tätigen Firma eines sog. "Zweiten Vatikanischen
Konzils", kurz: V2-Gruppe. Zunächst zu den V2-Fasten-Tipps:
»Traditionell schrieb die katholische Kirche für die Fastenzeit
nicht irgendein beliebiges Opfer vor, sondern den Verzicht auf
Nahrung. Wer auch heute streng fasten möchte, beschränkt sich auf
eine einfache und sättigende Mahlzeit am Tag und kleine Stärkungen
zwischendurch. Als kleine Stärkung sind allerdings nicht die
Gummibärchen am Nachmittag oder die Chips abends vor dem Fernseher
gemeint. Die einfache Mahlzeit ist verständlicherweise auch nicht
das Schnitzel mit Pommes oder der Schweinebraten (auch wenn das
ganz sicher sättigend ist). Als kleine Stärkung empfiehlt sich
stattdessen Obst oder eine Scheibe Brot. Die Hauptmahlzeit ohne
Fleisch kann etwa ein Eintopf oder Gemüse sein. Mittlerweile
bedeutet die Fastenzeit für viele Christen, bewusst auf etwas zu
verzichten, was für sie im Alltag essentiell ist. Die heutige
Fastenordnung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965)
schreibt Gläubigen neben dem Aschermittwoch und Karfreitag keine
Abstinenztage (eine Mahlzeit und Fleischverzicht) mehr vor.
Katholiken sollen während der österlichen Bußzeit von 40 Tagen
aber "sich selbst verleugnen, indem sie die ihnen eigenen
Pflichten getreuer erfüllen". Die Abkehr vom einen ist damit
gleichzeitig eine Hinwendung zu etwas anderem. Das kann vor allem
in schwachen Momenten helfen, stark zu bleiben. Ein Buch lesen
statt den Fernseher einzuschalten oder eine Tasse Tee statt
Kaffee. Was eher nicht geht, ist die Tafel Schokolade statt einer
Zigarette.«
Selbst wenn man rein gar keine Ahnung von den katholischen
Fastenvorschriften hat, stellt sich sofort die Frage: Kann ein
geistig gesunder Mensch das für wahr halten, was die V2-Gruppe
hier als "katholisch" ausgibt? Was ist daran "verständlich", dass
ein fastender Mensch kein "Schnitzel mit Pommes" oder
"Schweinebraten" essen darf. Wohlgemerkt: Das "traditionelle"
Fastengebot sieht ja ganz ausdrücklich vor, dass man sich nur
einmal am Tag satt essen darf. Aber gewissermaßen wird damit auch
gleichzeitig gesagt, dass man sich eben einmal am Tag satt essen
muss - denn wie will man auf Dauer denn sonst einen Zeitraum von
vierzig Tagen überstehen? Und eine "sättigende" Hauptmahlzeit ohne
Fleisch soll dann einfach nur Gemüse sein? Manche Gemüsesorten
sind so dermaßen kalorienarm, dass man regelrecht kiloweise Gemüse
essen müsste, um über 24 Stunden leistungsfähig zu bleiben. Und
selbst wenn man tatsächlich kiloweise Tomaten und Möhren in sich
hineinpresst, um den notwendigen Kalorienbedarf zu decken, bliebe
noch immer die Frage, ob man damit auch genügend der
lebensnotwendigen Fette und genügend Vitamin B12 aufnimmt. Diese
Frage ist bereits deswegen bedeutend, weil die Kirche mit
äußerstem Nachdruck die Pflicht zur Gesunderhaltung betont.
Dementsprechend wird auch ein unvernünftiges, unmäßiges Fasten mit
harten Worten verurteilt. Der Kirchenlehrer Thomas von Aquin
verweist z.B. auf ein Wort des Kirchenvaters Hieronymus: "Es ist
kein Unterschied, ob du dich in langer oder kurzer Zeit umbringst.
Einen Raub bringt der zum Opfer dar, der seinen Leib durch allzu
schlechtes und karges Essen oder durch zu wenig Schlaf maßlos
zerquält." Thomas betont zur für eine Fastenspeise erlaubten Menge
ausdrücklich: "Die Quantität der Speise kann nicht für alle
dieselbe sein wegen der verschiedenen körperlichen Konstitutionen,
wonach der eine mehr, der andere weniger Speise bedarf" (S.th.
2,2, q.147, a6).
Das von der V2-Gruppe gezeichnete Bild vom katholischen Fasten
wirft somit in seiner ganzen Glaubwürdigkeit Fragen auf. Immerhin
fraglos richtig ist, dass die V2-Gruppe sog. "traditionelle"
Fastenvorschriften den "Vatikanum-2-Fastenvorschriften"
gegenüberstellt. Diese V2-Fastenvorschriften erscheinen dann
sofort nicht nur lächerlich anspruchslos, sondern obendrein auch
noch heillos chaotisch. Die V2-Gruppe läuft regelrecht Sturm gegen
das "traditionelle" Fasten, sie schwärmt von angeblichen
Alternativen wie einem sog. "digitalen Fasten" und verkündet z.B.:
"Auch Estella Lanzi praktiziert mediale Enthaltsamkeit. Die
Studentin verzichtet während der Fastenwochen auf Facebook und
reduziert die Zeit im Internet." Ach wie gut für Estella Lanzi,
dass sie ein Facebook-Konto hat - dann hat sie ja etwas, womit sie
das V2-Fastengebot erfüllen kann. In einem ähnlichen Vorteil sind
Raucher: Sie können als Ersatzfasten aufs Rauchen verzichten! Es
gibt noch weitere bizarre V2-Ersatzfasten-Phantastereien, doch das
soll hier genügen.
Nun zu den "Fünf Tricks zur Fastenzeit" der V2-Gruppe: Die
V2-Gruppe verkündet: »"Fleisch war traditionell in der Fastenzeit
strengstens untersagt. [...] Doch die Not machte vor allem die
Ordensleute erfinderisch. [...] Die Maultaschen, besonders in
Schwaben beliebt, sollen ursprünglich aus dem Zisterzienserkloster
Maulbronn kommen. Im Kloster erzählt man sich, dass ein Dieb gegen
Ende der Fastenzeit seine Beute verloren hatte. Der Laienbruder
Jakob fand den Sack mit einem großen Stück Fleisch beim
Reisigsammeln. Der Verzehr war natürlich in der österlichen
Bußzeit verboten. [...] Was war also zu tun? Beim Zubereiten des
Gründonnerstagmahles soll ihm die Idee gekommen sein: Er zerhackte
das Fleisch und versteckten es vor dem lieben Gott. Doch nicht
etwa an einem Ort, an dem die Mönche es nach der Fastenzeit
herausholten, sondern mit Spinat in Nudelteig. Die Maultasche war
erfunden. Die Mönche im Schwabenland sollen aber nicht die
einzigen gewesen sein, die derartige "Verstecke" für das Fleisch
fanden: Überliefert sind auch Brot- oder Strudelteig.
Umgangssprachlich nennt man diese Speisen auch
"Hergottsbescheißerle".«
Die Fäkalsprache, wenigstens wenn es um den Herrgott geht, liegt
der V2-Gruppe ganz besonders am Herzen. So wird dieselbe
Fäkalvokabel auch im V2-Fasten-Tipps-Text aufgetischt, und es gibt
sogar einen eigenen Text ganz im Zeichen der V2-Fäkal-Maultasche.
Angesichts der ganzen hartnäckigen V2-Auswürfe scheint die
"vorkonziliare Kirche" eine Horde von geistig Minderbemittelten,
von fanatischen Lügnern und von Geisteskranken gewesen zu sein.
Die vorkonziliare Kirche stellt Fastenvorschriften auf, durch die
selbst Ordensleute in "Not" geraten, u.z. sogar in so große Not,
dass sie sich selbst, die kirchliche Obrigkeit und v.a. ganz
bewusst den Herrgott betrügen. Erst Vatikanum 2 brachte dann die
Befreiung zum wahren gottgefälligen Fasten, ja zum wahren
gottgefälligen Leben überhaupt. Außerdem: Neben der
Fäkal-Maultasche tischt die V2-Gruppe auch gerne die
Fasten-Behauptung auf: "Schokolade ist seitens der Kirche
erlaubt!" Nun: Im zumindest im deutschen Sprachraum bekanntesten
moraltheologischen Buch von Jone des Jahres 1936 steht ganz im
Gegenteil ausdrücklich, dass Schokolade eben doch das Fasten
bricht (Nr. 388)! Und generell zum Grundsatz, dass man zwischen
den Mahlzeiten trinken darf, heißt es in einem anderen Lehrbuch
(Koch, 431) von 1907, wiederum mit Verweis auf Thomas von Aquin:
"Das Fastengebot wird nicht gebrochen durch den Genuß von solchen
Flüssigkeiten, die an sich zur Stillung des Durstes und nicht des
Hungers dienen. Übermäßig oder in fraudem legis derartige Getränke
zu sich nehmen, ist sündhaft und mit dem christlichen Geiste des
Fastens unvereinbar." "In fraudem legis" bedeutet "unter Umgehung
des Gesetzes", d.h. in bewusster Zuwiderhandlung zum Sinn des
Gesetzes. Also während die V2-Gruppe den Katholiken sowohl eine
absurde Fastenpolitik sowie eine absurde Betrugsgesinnung
unterstellt, sprechen die harten Fakten ganz klar eine andere
Sprache. Übrigens steht auf dieser V2-Fasten-Internetseite auch
noch ein Hinweis: »Die Zeichentrickserie "Katholisch für Anfänger"
erklärt auf einfache und humorvolle Art zentrale Begriffe aus
Kirche und Christentum. In dieser Folge geht es um die 40-tägige
Fastenzeit.« Das braucht jetzt nicht weiter kommentiert zu werden.
Es empfiehlt sich also schon von daher unanfechtbar mit äußerster
Dringlichkeit, der V2-Gruppe grundsätzlich gar nichts zu glauben.
Und wer sich ernsthaft einerseits mit der V2-Gruppe und anderseits
mit der katholischen Kirche beschäftigt, kann unmöglich übersehen,
geschweige denn leugnen, dass die V2-Gruppe unanfechtbar
gerichtsnotorisch durch und durch verlogen ist. Hier gibt es nun
ein gewisses Problem: So rettungslos und skrupellos verlogen die
V2-Leitung auch ist: Sie hat eine überwältigende Zahl von
Unterstützern. Da sind zunächst die ganzen sog.
"Kirchensteuerzahler", die ebenso oft und gerne bereit sind, mit
absurden Lügen allgemein gegen die katholische Kirche und konkret
gegen Katholiken zu hetzen, z.B. bei Facebook oder einem der
unzähligen anderen Internet-Plattformen. Wer dort Rufmord begeht,
meint wohl, Gott damit einen Dienst zu erweisen. Eine solche
Verirrung verwundert nicht bei Menschen, die sich mit einem
"Ersatz-Fasten" abspeisen und gierig alles an Lügen schlucken, was
die V2-Gruppe ihnen serviert - gerne auch garniert mit
Fäkalvokabular. Obendrein erhält die V2-Gruppe auch massive
Unterstützung seitens der Kruzifixverbot-Republik Deutschland, die
bereits 1957 unanfechtbar das Konkordat gebrochen hat und z.B.
auch den Katholiken mit der Zwangszivilehe den freien Zugang zum
Ehesakrament versperrt. Über diese Situation müssen wir uns voll
und ganz im klaren sein: Wer sich zum katholischen Glauben
bekennt, der hat eine nach weltlichen Maßstäben gigantische Masse
mächtiger, skrupelloser Personen als Gegner. Trotz allem müssen
wir Gott die Treue bewahren und Christus vor den Menschen
bekennen. Eine wichtige, wertvolle Hilfe, um in diesem Kampf zu
bestehen, ist eben das Fasten gem. den katholischen Vorschriften.
Wenn wir fasten, dann tun wir das nicht nur mit Blick auf das
Fasten unseres Herrn Jesus Christus, sondern auch mit Blick auf
sein Leiden und seinen Tod am Kreuz. Und wir tun es letztlich mit
Blick auf das Osterfest, mit Blick auf die Auferstehung Christi,
in der Hoffnung, dass wir dereinst teilhaben an der ewigen Freude
mit Christus im Himmel. Amen.