23.04.2019 Predigt 28.04.2019 (Weißer Sonntag) - Natur und
        Gnade
    
    "Wie neugeborene Kindlein, doch schon voll Einsicht, verlangt ohne
    Falsch nach Milch." So lautet der Eröffnungsvers am heutigen Weißen
    Sonntag. Die weißen Taufkleider, die am Karsamstag von den
    Täuflingen angelegt wurden, wurden gestern oder heute wieder
    abgelegt. Der Schott kommentiert: "Alle kommen zur Feier der
    heiligen Messe im seligen Hochgefühle, zu dem die Taufe uns
    berechtigt, und verlangen nach der Milch der heiligen Eucharistie."
    Und in Erklärungen zur Vaterunser-Bitte "Unser tägliches Brot gib
    uns heute" wird der Begriff "Brot" sowohl bezogen auf die natürliche
    Nahrung, auf das Brot als Frucht der Erde, als auch auf die
    übernatürliche Nahrung, die heilige Eucharistie. Es gibt in unserem
    Leben Natürliches und Übernatürliches. Unser natürliches Leben
    beginnt mit der Empfängnis. Unser übernatürliches Leben ist das
    Gnadenleben; es beginnt mit der Taufe. Durch die Taufe werden wir
    zum ewigen Leben wiedergeboren. Wir erlangen die heiligmachende
    Gnade, die wir nicht selbst verdienen können. Adam hatte sie als
    Geschenk für sich und seine Nachkommen erhalten, aber er verlor sie
    für sich und seine Nachkommen. Erst die Erlösung durch unseren Herrn
    Jesus Christus hat uns wieder Zugang zur Gnade gebracht, und nach
    seiner Auferstehung hat er den Taufbefehl gegeben. Die Taufe befreit
    von aller Sündenschuld und allen Sündenstrafen. Sie ist
    heilsnotwendig. Sie begründet das neue Leben in Christus. Durch die
    Todsünde endet das Gnadenleben, dann muss es durch den Empfang des
    Beichtsakramentes wiedererlangt werden. Nur wenn die Beichte nicht
    mehr möglich ist, kann der Mensch durch die vollkommene Reue, die
    Liebesreue, trotzdem noch gerettet werden.
    Natur und Gnade, Erbsünde durch Adam und Erlösung durch Christus:
    Immer wieder gab und gibt es falsche Vorstellungen dazu. Die
    herrschende Gottlosigkeit unserer Zeit zeigt sich auch darin, dass
    die Begriffe Erbsünde und Erlösung oft überhaupt nicht bekannt sind,
    und wenn man sie doch kennt, dann oft nicht in ihrer richtigen
    Bedeutung. Je besser die Bildungsmöglichkeiten sind, desto größer
    ist auch die Schuld, wenn man Bildungslücken in elementaren
    Glaubenslehren hat. Im Zeitalter des Internet kann man der richtigen
    Bildung eigentlich nicht mehr ausweichen. Sicherlich, das Internet
    ist eine gigantische Quelle gigantischer Lügen, und ganz besonders
    gilt das hinsichtlich dessen, was dort als "katholische Lehre"
    bezeichnet wird. Aber bei sehr vielen Lügen ist es ja regelrecht
    notwendig, dass man sich belügen lassen will, also dass man im
    Grunde unausweichlich weiß, dass man belogen wird, und dass man
    anderen und v.a. sich selbst immer wieder vorlügen muss, dass eine
    Lüge die Wahrheit sein soll. Der allseits fanatisch betriebene
    Rufmord ist dafür nur ein Beispiel. Und was Glaubenslehren betrifft:
    Jeder Internetnutzer hat grundsätzlich die Möglichkeit und damit
    auch die strenge Pflicht, sich eindeutig richtig über die
    katholische Lehre zu informieren. Betrachten wir das genauer.
    Gehen wir zunächst aus von der Natur: Zum Menschen gehört, dass er
    Energie, also Kalorien zuführen muss, um sein irdisches Leben zu
    erhalten. Die Menge und die Zusammensetzung der erforderlichen und
    insbesondere der bestmöglichen Nahrung ist dabei individuell
    unterschiedlich. Es ergibt sich für jeden die Pflicht, eine gute
    Ernährung zusammenzustellen und auch je nachdem den jeweiligen
    Lebensverhältnissen anzupassen. Die optimale Einnahme von
    Makronährstoffen und Mikronährstoffen ist wichtig für ein
    bestmögliches Leben mit größtmöglicher Freiheit von Schmerzen und
    größtmöglicher Leistungsfähigkeit. Der Mensch muss aber nicht nur
    sein körperliches Leben stärken, sondern auch seine Vernunft. Er
    muss sich bilden, er muss Wissen schaffen. Er darf nicht geistig
    verkümmern, er darf nicht intellektuell verhungern. Mathematik und
    Naturwissenschaften wurden bereits in alten Hochkulturen gepflegt.
    Der Mensch muss nachdenken, wie er die Erde richtig nutzt. Der
    Mensch muss forschen, er muss sich über sich und seine Umwelt
    Gedanken machen. Er stellt unweigerlich fest, dass es "richtig" und
    "falsch" gibt, und dass es immer notwendig ist, immer das Richtige
    zu erkennen und zu tun. Der Mensch weiß, dass er die Pflicht hat,
    nach dem Richtigen zu forschen, dass er niemals leichtfertig
    riskieren darf, in einer schwerwiegenden Sache falsch zu urteilen
    und falsch zu handeln, und dass er v.a. niemals wissentlich, niemals
    bewusst falsch urteilen und falsch handeln darf.
    Der Mensch weiß, dass er existiert, und deshalb muss er sich auch
    fragen, warum er existiert, und wozu er existiert. Was ist sein
    Ursprung, und was ist seine Bestimmung? In allen Zivilisationen gab
    und gibt es Religion. Jeder verehrt etwas mit irgendeinem Kult,
    jeder betet irgendetwas an, ob den eigenen Genuss, irgendeinen
    Gegenstand oder den Schöpfer des Himmels und der Erde. Gott kann aus
    den geschaffenen Dingen mit Sicherheit erkannt werden. Es gibt eine
    natürliche Gotteserkenntnis.
    Und es gibt auch eine übernatürliche Gotteserkenntnis. Es gibt die
    Offenbarung. Es gibt Aussagen über Gott, zu denen der Mensch durch
    eigenes Überlegen niemals gelangen kann, und es gibt
    Glaubensgeheimnisse, die auch nach der Offenbarung geheimnisvoll
    bleiben. Sie widersprechen zwar nicht der Vernunft, aber wegen der
    Unermesslichkeit Gottes übersteigen sie die endliche, die begrenzte
    menschliche Vernunft. Der Mensch muss aber unausweichlich
    eingestehen, dass es vernünftig ist, der Offenbarung zu glauben, und
    dass es der Vernunft widerspricht, die Offenbarung abzulehnen. Es
    gibt unzählige falsche Religionen, und es gibt eine einzige wahre
    Religion, u.z. die katholische. Schon im Alten und Neuen Testament
    wird immer wieder betont, dass Gottlosigkeit und heidnischer
    Götzendienst falsch sind. Jesus Christus selbst appelliert immer
    wieder an die Vernunft und an die Bildung, sowohl an die allgemeine
    als auch an die religiöse Bildung. Jesus Christus selbst kritisiert
    immer wieder die Unlogik und das Unwissen, sowohl bei allgemeinen
    als auch bei religiösen Inhalten. Die Kirche hat immer die
    Unvernunft der nichtkatholischen Religionen dargelegt und immer die
    Vernünftigkeit des katholischen Glaubens begründet. Wer die
    Möglichkeit hat, sich über die Glaubenslehre richtig zu bilden, der
    muss diese Möglichkeit auch nutzen. Mit aufrichtiger, fleißiger
    Suche nach der Wahrheit und im Licht der Vernunft kann und muss er
    erkennen, was wirklich katholische Lehre ist, und was lügnerisch als
    katholische Lehre ausgegeben wird.
    Also: Die natürlichen Anlagen werden durch die Gnade nicht zerstört,
    sondern müssen dem Gnadenleben dienstbar gemacht werden. Der
    Gebrauch alles Natürlichen muss immer im Einklang stehen mit dem
    übernatürlichen Leben, er muss grundsätzlich immer auf die göttliche
    Ordnung hingeordnet sein und darf ihr niemals widersprechen. Das
    Gnadenleben ist das, was für die Ewigkeit zählt. Wer im Stand der
    Gnade stirbt, kommt in den ewigen Himmel. Wer ohne den Stand der
    Gnade stirbt, kommt in die ewige Hölle.
    Erhalten und stärken wir also immer das Leben in der heiligmachenden
    Gnade. Gehen wir immer den Weg der Vollkommenheit, den Weg der
    Heiligkeit. Halten wir uns von allem Gift des Leibes und
    insbesondere der Seele fern. Suchen wir das, was den Leib und
    insbesondere die Seele stärkt. Wo es angebracht ist, kämpfen wir
    selbst mutig und deutlich gegen das Gift des Leibes und insbesondere
    der Seele, und fördern wir bei anderen das, was den Leib und
    insbesondere die Seele stärkt: den Empfang der richtigen
    Lebensmittel, der richtigen Informationen und insbesondere der
    übernatürlichen Nahrung, der heiligen Eucharistie, damit wir
    dereinst teilhaben an der ewigen Freude des Himmels. Amen.
    
    23.04.2019 Kommentar von Dr. Esther Lingen
    Gewöhnlich bin ich an dieser Stelle in der Lage, die Predigten bzw
    Abhandlungen meines Bruders zu kommentieren. Aber diese Predigt ist
    in jeder Hinsicht so eindeutig richtig, so selbsterklärend u
    nachvollziehbar, mit einem Wort vollkommen, da sind meine Worte
    überflüssig u störten nur.