Pressemeldung 24.04.2014: Zu Johannes Dörmann, "Assisi:
          Anfang einer neuen Zeit"
    
      Am 27.04.2014 soll der Koranküsser Karol Wojtyla ("Papst Johannes
      Paul II.") von Jorge Bergoglio ("Papst Franziskus I.") angeblich
      "heiliggesprochen" werden. Deshalb sei hier an eine Aufsatzreihe
      von Johannes Dörmann erinnert: "Die eine Wahrheit und die vielen
      Religionen. Assisi: Anfang einer neuen Zeit": Respondeo 8,
      Abensberg 1988 (aus "Theologisches" 2/1986 - 9/1987; hinfort
      "R8").
      Wie Dörmann einleitend bemerkt, wird der Vortrag von Karl Rahner
      "Das Christentum und die nichtchristlichen Religionen" (1961) mit
      seinem Schlagwort vom "anonymen Christen" (jeder ist Christ - ob
      bewusst oder unbewusst / "anonym") von einigen als
      "kopernikanische Wende" (R8, 17) mit "epochaler Wirkung" (R8, 22)
      aufgefasst. Lt. Rahner besteht bei einem Nichtchristen bereits
      eine "nicht bekannte und nicht bewusste Beziehung zum Erlöser des
      Menschengeschlechts" (R8, 22). Und gem. Rahners eigenen Worten
      (zit. ebd.) gilt, dass ein "Mensch außerchristlicher Religion ...
      durchaus schon als anonymer Christ ... betrachtet werden kann und
      muß". Dörmann erklärt sachlich unumstößlich richtig, dass Rahners
      Ideologie häretisch ist. Denn: "Glaube und Taufe werden
      gegenstandslos. Der Übergang vom Nichtchristen (= "anonymen
      Christen") zum Christen (= "der um sein Christsein
      kategorial-reflex" Bescheid weiß) ist ein reiner
      Bewusstseinsvorgang. Es dürfte kein Zweifel möglich sein, daß die
      Heilslehre Rahners im Widerspruch steht zur Erlösungs-,
      Rechtfertigungs- und Gnadenlehre des Neuen Testaments, der
      Tradition und der Lehre der Kirche. Dieser Widerspruch ist
      fundamental" (R8, 25). Rahner macht sich schuldig der "Häresie,
      indem er die nichtchristlichen Religionen zum Heilsweg erklärt"
      (ebd.).
      Hierzu ein Exkurs: Die Ideologie vom anonymen Christen ist auch
      Kernbestandteil von Rahners Standardwerk "Grundkurs des Glaubens"
      (1976). Darüber schwärmte "Kardinal" Joseph Ratzinger, der spätere
      "Papst Benedikt XVI." (zit. nach Buchrücken): "Ein großes Buch ...
      Man muß dankbar sein, daß Rahner als Frucht seiner Bemühungen
      diese imponierende Synthese geschaffen hat, die eine Quelle der
      Inspiration bleiben wird, wenn einmal ein Großteil der heutigen
      theologischen Produktion vergessen ist." Derselbe Ratzinger
      erklärte 2004 gegenüber stephanscom.at: "Man muss Rahner in der
      Ganzheit seines Wollens und Denkens begreifen und schlichtweg
      erkennen, dass es sein Wille war, nicht gegen den Glauben der
      Kirche zu verstoßen. ... Rahner war kein Häretiker." N.b.: Wie
      erst 2012 bekannt wurde, schrieb Karl Rahner am 02.11.1963, d.h.
      während "Vatikanum 2" (wo Rahner und Ratzinger als "Experten"
      tätig waren), an seinen Bruder Hugo Rahner, Ratzinger und er
      würden "gräulich beschimpft" und als "Herätiker [sic!]
      abgekanzelt, die die Hölle leugnen" (Unbekannter Rahner-Brief
      enthüllt. Benedikt galt als "Häretiker, der die Hölle leugnet",
      focus.de, 06.10.2012).
      Zurück zu Dörmann: Dieser äußert sich nicht zufrieden über die
      "Declaratio Nostra Aetate" (V2-Erklärung über das Verhältnis zu
      den nicht-christlichen Religionen), in der Rahners
      Bewusstseins-Ideologie besonderen Niederschlag gefunden hat:
      »Indem die Declaratio die Aufgabe der Kirche darin erblickt,
      "Einheit und Liebe unter den Menschen zu fördern", abstrahiert sie
      bewußt von *DER* Aufgabe der Kirche: von der Mission! Das
      bedeutet, daß durch den leitenden Gesichtspunkt von Nostra Aetate
      sowohl das Wesen als auch die Aufgabe der Kirche, die nach dem
      Dekret Ad Gentes natura sua missionarisch ist, denaturiert werden"
      (R8, 56). Dörmann hat Recht: Das V2-Gebilde ist "denaturiert", es
      hat ein anderes "Wesen" als die katholische Kirche, es ist etwas
      wesentlich anderes. Und bzgl. des Weltgebetstreffens 1986 in
      Assisi stellt Dörmann deshalb heraus (passim), dass eigentlich
      nicht erst Assisi "Anfang einer neuen Zeit" ist. Im Grunde fällt
      dieser "Anfang einer neuen Zeit" nahezu zusammen mit dem Tod von
      Papst Pius XII. (1958), als nämlich Rahner ungestraft seine
      "epochale" Bewusstseins-Ideologie vom "anonymen Christen"
      verbreiten konnte. Rahner wurde dann zum "Geist des Konzils", cf.
      Ralph M. Wiltgen, "Der Rhein fließt in den Tiber", Feldkirch
      (2)1988, 82.
      Dörmann kritisiert auch ausführlich das Dokument "Dialog und
      Mission" (1984) vom V2-"Sekretariat für die Nichtchristen". Dieses
      Dialog-Dokument wiederum enthält auch einen Verweis auf die
      "Antrittsenzyklika Redemptor Hominis" (Erlöser des Menschen) von
      Karol Wojtyła ("Papst Johannes Paul II."), 1979: "der Mensch - und
      zwar jeder Mensch ohne jede Ausnahme - ist von Christus erlöst
      worden. Christus ist mit jedem Menschen, ohne Ausnahme, in
      irgendeiner Weise verbunden, auch wenn sich der Mensch dessen
      nicht bewußt ist" (Nr. 14).
      Für seine häretische Bewusstseins-Ideologie beruft sich das
      Nichtchristen-Sekretariat im Dialog-Dokument also
      berechtigterweise ausdrücklich auf "das Konzil". Doch Dörmann
      meint: "Völlig zu Unrecht! Die theologisch gewichtigen
      Konzilsdokumente sprechen eine andere Sprache" (R8, 71).
      Zugegeben: Gewisse V2-Formulierungen sind widersprüchlich. Aber
      das Nebeneinanderstellen von Widersprüchen ist geradezu das
      Markenzeichen der sog. "Modernisten", cf. Papst Pius X., Enzklika
      "Pascendi" (1907): "Manche Ausführungen in ihren Büchern könnte
      ein Katholik vollständig unterschreiben. Wenn man jedoch das Blatt
      wendet, könnte man glauben, ein Rationalist führt die Feder.
      Schreiben sie Geschichte, ist von der Gottheit Jesu Christi nicht
      die Rede. Steigen sie jedoch auf die Kanzel, dann bekennen sie
      dieselbe ohne Bedenken. Schreiben sie Geschichte, dann gelten für
      sie Konzilien und Väter gar nichts. Dahingegen werden in der
      Katechese beide wieder mit Ehrfurcht zitiert." Dieses Verwirrspiel
      darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass eben doch häretische
      Aussagen in V2 vorhanden sind. Dörmann hat also Recht mit seiner
      Feststellung über das Dialog-Dokument: "Die Kirche des
      vatikanischen Dokumentes ist nicht die Kirche unseres Credo, die
      geschichtlich-konkrete heilsvermittelnde Stiftung Christi: die
      una, sancta, catholica und apostolica Ecclesia" (R8, 77). Ebenso
      richtig: "In verschiedensten Abwandlungen bildet die These der
      Allerlösung die theologische Grundlage der gesamten Mission" (R8,
      116).
      Angesichts der V2-Widersprüchlichkeit hilft es nichts, dass
      Dörmann hartnäckig das "Missionsdekret Ad Gentes" verteidigt: »Der
      damals schon bekannte "anonyme Christ" taucht im Konzilstext nicht
      auf, auch nicht die These von den nichtchristlichen Religionen als
      "legitimen Heilswegen." ... Wir können keinen radikalen Bruch des
      Konzils mit der substantiellen Missionslehre der Kirche vor dem
      Konzil feststellen, sondern nur Kontinuität und organische
      Entfaltung« (R8, 121 u. 123). Nochmals: Man muss die gesamten,
      d.h. auch die explizit häretischen V2-Texte berücksichtigen, wenn
      man über "das Konzil" als ganzes urteilen will. Und es heißt nun
      einmal im V2-"Dekret über den Ökumenismus Unitatis redintegratio"
      bzgl. der "getrennten Kirchen und Gemeinschaften": "der Geist
      Christi hat sich gewürdigt, sie als Mittel des Heiles zu
      gebrauchen" (I,3). Also gibt es lt. V2 doch legitime Heilswege
      außerhalb der katholischen Kirche! Damit ist das Dogma von der
      Heilsnotwendigkeit der Kirche explizit geleugnet.
      Man bedenke zudem die Bedeutung des Begriffs "Christ": "Ein Christ
      heißt und ist, wer das Sakrament der Taufe empfangen hat, das die
      Eingangspforte zur Kirche Christi ist. Im engeren und vollen Sinne
      ist ein Christ, wer getauft ist und zugleich den wahren Glauben
      Christ voll und ganz bekennt, d.h. der Katholik" (Petrus Kardinal
      Gasparri, Katholischer Katechismus, München 1932, III,I,2 u. 3.).
      Und das Dogma lautet: "Mag einer noch so viele Almosen geben, ja
      selbst sein Blut für den Namen Christi vergießen, so kann er doch
      nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit
      der katholischen Kirche bleibt" (DS 1351, zit. nach NR 1938, 350).
      Zuletzt skizziert Dörmann einige Vorgänge beim
      Assisi-Gebetstreffen und zitiert dabei die diesbzgl. Forderung von
      Wojtyla am 21.09.1986, dass die verschiedenen religiösen
      Gemeinschaften "radikale Treue" zu ihren eigenen Traditionen
      beweisen sollen: "Diese gemeinsame radikale Treue zu den
      jeweiligen religiösen Traditionen ist mehr denn je ein Erfordernis
      des Friedens" (R8, 129; Quelle: Osservatore Romano deutsch,
      26.09.1986). Kann das eine päpstliche Botschaft sein: Gerade nicht
      Treue zu Christus, sondern stattdessen "radikale Treue zu den
      jeweiligen religiösen Traditionen"? Zudem zitiert Dörmann einen
      Bericht aus dem Rheinischen Merkur (31.10.1986) über das
      Assisitreffen: "Da wehten neben dem Kreuz in der alten Kirche
      Sankt Peter buddhistische Gebetsfahnen, da stand auf dem Altar
      neben dem Tabernakel eine Buddha-Statue, neben den Kerzen brannten
      Räucherstäbchen, statt der Glocke ertönte der Gong, und es wurde
      nicht gregorianischer Choral, sondern buddhistische Suren
      gesungen" (R8, 150). Und Dörmann erwähnt Reaktionen auf Assisi:
      "Synkretismus und Apostasie waren die schwersten Vorwürfe" (ebd.).
      Synkretismus ist die Vermischung unterschiedlicher Anschauungen,
      Apostasie der radikale Abfall vom Glauben. Ja, Assisi ist
      öffentlicher Synkretismus und öffentliche Apostasie. Und natürlich
      setzte keineswegs nur Wojtyla diesen öffentlichen Akt der
      Apostasie, sondern jeder, der sich an Assisi beteiligte. Ja, jeder
      der sich zu dieser "Kirche" bekennt, bekennt sich zu ihrer
      Apostasie. Dementsprechend ist bei Dörmann auch immer vom "Modell
      Assisi" die Rede. Mit der "Heiligsprechung" Wojtylas wird durchaus
      auch dieses "Modell Assisi" "heiliggesprochen, d.h. die radikale
      Apostasie mit "Greuel an heiliger Stätte" (R8, 152; cf. Daniel
      9,27).
      Zur späteren Buchreihe Dörmanns "Der theologische Weg Johannes
      Pauls II. zum Weltgebetstag der Religionen in Assisi" erklärte
      Walter Hoeres: "Jedenfalls lässt sich nicht bestreiten, dass der
      Gott von Assisi nicht der der Bibel ist" ("Theologisches",
      6/1994). Dieses unbiblische "Modell" ist ein permanentes
      Kennzeichen der V2-Gruppe, ob beim "Weltfriedenstreffen der
      Religionen" in Assisi 2011 unter Ratzinger / "Benedikt XVI." oder
      bei unzähligen "ökumenischen Veranstaltungen" selbst in den
      kleinsten V2-"Pfarreien".
      Die zwingend notwendige Konsequenz, i.e. der "Sedisvakantismus"
      (die Anerkennung, dass der Stuhl Petri derzeit nicht rechtmäßig
      besetzt ist), wurde allerdings von nahezu niemanden gezogen.
      Besonders fatal war dabei die hartnäckige Behauptung der
      "Piusbruderschaft" von Marcel Lefebvre, diese "schismatische
      Kirche" mit dem "Geist von Assisi" sei dennoch die katholische
      Kirche.
      Die jetzige "Heiligsprechung" des Koranküssers Wojtyla kann für
      viele ein Anlass sein, ernsthaft über das "Modell Assisi" und
      allgemein über die V2-Gemeinschaft nachzudenken.