Video v. 08.06.2018
      Freude über die Bekehrung
      
    
Predigt 10.06.2018 (Sonntag in der Oktav des
          Herz-Jesu-Festes / 3. Sonntag nach Pfingsten)
      Die Pharisäer und Schriftgelehrten empören sich über Jesus:
      "Dieser nimmt sich der Sünder an und ißt mit Ihnen." Jesus
      hingegen erklärt, es "wird im Himmel Freude sein über einen
      Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die
      der Buße nicht bedürfen" (Lk 15,1-10).
      Sünde ist die Verletzung der von Gott festgesetzten Ordnung. Sünde
      ist die Beleidigung Gottes. Aber für viele ist Sünde der Inbegriff
      von Freude: Sünde ist das, was Spaß macht, was das Leben erst
      lebenswert macht. Die Sünde scheint oft viel verlockender, viel
      besser zu sein als das, was in den Zehn Geboten angeordnet ist.
      Und was verheißt Christus für ein Leben nach seinen Geboten? Die
      Menschen "werden euch den Gerichten übergeben" (Mt 10,17); "von
      allen werdet ihr um meines Namens willen gehasst werden" (Mt
      10,22). Aber Jesus verheißt auch: "Selig seid ihr, wenn man euch
      schmäht und verfolgt und alles Schlechte in lügenhafter Weise
      wider euch aussagt um Meinetwillen. Dann freut euch und jubelt;
      denn groß ist euer Lohn im Himmel" (Mt 5,11f). Und Jesus gebietet:
      "Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen. ...
      Denn wenn ihr nur jene liebt, die euch lieben, welchen Lohn werdet
      ihr haben? Tun das nicht auch die Zöllner? ... Seid also
      vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist" (Mt
      5,43.46.48).
      Alles entscheidend ist dabei, dass Verfolgung, Hass und
      Verleumdung auf Unwahrheiten beruhen; dass das "Schlechte", was
      gegen uns gesagt wird, "in lügenhafter Weise" gegen uns gesagt
      wird. Die Wahrheit ist der Dreh- und Angelpunkt. Wenn die
      Verfolger lügen, wenn die Ankläger lügen, wenn die Gerichte lügen,
      dann allerdings kann es einen Lohn im Himmel geben.
      Dementsprechend muss jeder mit äußerster Sorgfalt prüfen, was wahr
      und was falsch ist, und eine falsche Aussage infolge von
      Nicht-wissen-wollen kann eine schwerwiegendere Sünde sein als eine
      bewusste Lüge.
      Wahrheit ist tatsächlich immer wieder ein Thema: Wie oft predigen
      irgendwelche Aktivisten, dass endlich irgendeine, vielleicht nur
      angebliche "Wahrheit" durchgesetzt werden sollte, ob bzgl.
      Klimawandel, Impfung, Nationalsozialismus, Flüchtlinge,
      Friedensvertrag, Bargeld, Personalausweis oder sonstigem. Die
      Anliegen dieser Aktivisten mögen teilweise berechtigt sein, aber
      fast immer geht es den Aktivisten auch um die Ablehnung des
      Christentums. Diese Aktivisten behaupten gerne "alles Schlechte in
      lügenhafter Weise wider" das Christentum, sie verbreiten
      Lügenparolen zu Begriffen wie Ablassbriefe, Inquisition,
      Kinderschändung usw. usf. Ein solches Wahrheitsanliegen versumpft
      damit selbst in der Lüge.
      Und außerdem wird sich wohl niemand immer und überall ganz der
      Wahrheit entziehen können. Denn es gibt ein Gewissen. Man mag sein
      Gewissen in Ablenkungen aller Art ertränken, man mag es noch so
      verrohen lassen und noch so vergiften, aber irgendwann ist man
      doch einmal seinem Gewissen ausgeliefert. Sünde ist von ihrem
      Wesen her immer absolut abstoßend und abscheulich, immer
      ekelerregend und eigentlich unerträglich. Und dementsprechend
      können wir uns auch nicht immer vollkommen vor der Wahrheit
      verschließen, dass wir uns von der Sünde abkehren müssen, dass wir
      für unsere Sünden Buße tun müssen. Wenn wir wahren Frieden und
      wahres Glück finden wollen, dann müssen wir vollkommen sein, wie
      unser Vater im Himmel vollkommen ist. So falsch auch moralische
      Vorstellungen im einzelnen sein mögen: Was letztlich jedem
      Menschen unausweichlich und unweigerlich auffallen muss, ist seine
      Verpflichtung, nach Wahrheit und damit nach Gott zu suchen. Alle
      irdischen Genüsse sind letztlich unbefriedigend, und alle rein
      menschlichen Erklärungsversuche unseres irdischen Daseins sind
      letztlich unbefriedigend. Wir können uns im Gewissen nicht vor der
      Wahrheit verschließen, dass wir die göttliche Offenbarung
      brauchen, denn wir sind darauf hin erschaffen, die göttliche
      Offenbarung zu suchen und zu erkennen und uns ihr zu unterwerfen.
      Der hl. Augustinus schreibt am Anfang seiner "Bekenntnisse": "zu
      deinem Eigentum erschufst du uns, und ruhelos ist unser Herz, bis
      es ruhet in dir." In denselben Bekenntnissen berichtet Augustinus
      von den Verirrungen, von den Sünden seiner Jugend. Er berichtet
      aber auch von seiner Bekehrung. Er schreibt über seine Mutter, die
      hl. Monika, dass sie "mich viele Jahre beweint hatte, auf daß ich
      im Licht deines Auges lebte" (9,12). Die hl. Monika hat für die
      Bekehrung ihres in Sünde lebenden Sohnes gebetet, und das tat sie
      viele Jahre lang und mit vielen Tränen. Denken wir an die Mahnung
      Christi: "Liebet eure Feinde und betet für die, die euch
      verfolgen." Mit seinem sündhaften Leben hat Augustinus seiner
      eigenen Mutter sehr, sehr lange sehr, sehr große Schmerzen
      bereitet. Aber die hl. Monika hat gebetet. Im Falle ihre Sohnes
      durfte Monika noch erleben, dass der Sünder sich bekehrte, dass
      der Sünder Buße tat, dass der Sünder sich bemühte, vollkommen zu
      werden, wie unser Vater im Himmel vollkommen ist.
      Vielleicht muss man selbst einmal erleben, wie sich eine geliebte
      Person in einem sündhaften Leben wälzt. Besonders furchtbar wäre
      dies anzusehen bei einer Person, für die das Christentum früher
      von entscheidender Bedeutung war, bei einer Person, mit der man
      früher womöglich sogar gemeinsam gebetet hat, die dann aber
      plötzlich erklärt, sie wolle nicht heilig werden, sondern
      stattdessen das Leben "genießen", ja regelrecht wie ein Teufel
      leben. Doch ob man solche bitteren Erfahrungen auch persönlich
      macht oder nicht, klar ist: Einerseits hat Jesus sich der Sünder
      angenommen und mit ihnen gegessen; er hat vielen Sündern ihre
      Sünden vergeben, er hat sogar noch dem Schächer am Kreuz das
      Paradies verheißen. Anderseits hat Jesus gewarnt: "Wenn eure
      Gerechtigkeit nicht vollkommener ist als die der Schriftgelehrten
      und Pharisäer, werdet ihr in das Himmelreich nicht eingehen" (Mt
      5,20). Also: Wer weiß denn, ob er sich zu Christus bekennen wird,
      selbst wenn er dafür gerichtlich verurteilt wird? Wie viele
      Christen haben in Zeiten der Christenverfolgung Christus vor
      Gericht schließlich verleugnet und sind dann außerhalb der Kirche
      gestorben? Wer weiß, wie er selbst sich letztlich entscheiden
      wird?
      Die Gefahr, dass man selbst den Verführungen dieser Welt erliegt,
      besteht für jeden von uns jederzeit. Christus hat vorausgesagt:
      "Falsche Propheten werden in großer Zahl auftreten und viele
      irreführen. Weil die Gottlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe
      bei vielen erkalten. Wer aber ausharrt bis ans Ende, wird gerettet
      werden" (Mt 23,11f). Täuschen wir uns also nicht! Jeder von uns
      ist jederzeit gefährdet, dass die Liebe zu Gott und damit auch die
      Liebe zur Wahrheit erkaltet. Es könnte uns schwerfallen, bis ans
      Ende auszuharren. Wir könnten scheitern und uns damit die Hölle
      verdienen.
      Deshalb: Richten wir unser Leben immer wieder entschlossen und
      demütig auf Gott aus. Beten wir für die Bekehrung der Sünder, und
      beten wir auch, dass wir selbst niemals in schwere Sünde fallen,
      dass wir niemals den zerstörerischen Verlockungen irdischer
      Genüsse und niemals dem Hochmut erliegen. Falls wir das
      Gnadenleben trotzdem verloren haben sollten, dann zögern wir
      nicht, sondern bekehren wir uns unverzüglich und rückhaltlos. Tun
      wir Buße für unsere Sünden. Wenn wir andere nicht durch Worte
      ermahnen können, sich von ihrer Genusssucht zu bekehren, dann
      ermahnen wir sie durch unsere Taten. Leben wir ein vorbildliches
      Leben in Freundschaft mit Gott und, je nach unseren Aufgaben und
      Möglichkeiten, streben wir danach, dass auch unsere Mitmenschen in
      Freundschaft mit Gott leben. Suchen wir nach und unterwerfen wir
      uns der Offenbarung Gottes, damit wir dereinst teilhaben an der
      ewigen Freude im Himmel. Amen.