Predigt 1. Fastensonntag, 09.03.2014
Die Kirche wurde am Kreuz aus der Seite des Erlösers geboren als
neue Eva und Mutter aller Lebendigen. Der Karfreitag ist der
Geburtstag der Kirche. Man kann sich daher auch jetzt in der
Fastenzeit mit dem Thema Kirche beschäftigen.
Die Kirche ist gem. unfehlbarer Lehre einig, heilig, katholisch und
apostolisch. Dementsprechend lautet eine weitverbreitete Definition
der Kirche: Sie ist die Gemeinschaft derer, die geeint sind im
wahren Glauben, in den wahren Sakramenten und unter den rechtmäßigen
Hirten. Das Dogma von der Heilsnotwendigkeit der Kirche wurde im 15.
Jahrhundert so formuliert: [Die heilige römische Kirche ...] "glaubt
fest, bekennt und verkündet, daß niemand außerhalb der katholischen
Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der
Einheit Getrennter - des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem
ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet
ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr [der Kirche] anschließt. So
viel bedeutet die Einheit des Leibes der Kirche, daß die kirchlichen
Sakramente nur denen zum Heile gereichen, die in ihr bleiben, und
daß nur ihnen Fasten, Almosen, andere fromme Werke und der
Kriegsdienst des Christenlebens den ewigen Lohn erwirbt. Mag einer
noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen
Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er
nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt"
(DS 1351, zit. nach NR 1938, 350).
Immer wieder gab es Menschen, die diese Einheit in der Wahrheit zu
zerstören versuchten, u.z. die Irrlehrer, die Häretiker. Aber
tatsächlich können die Häretiker nicht diese Einheit zerstören,
sondern sie trennen sich nur selbst von dieser Einheit. Sie hören
auf, Mitglieder der Kirche zu sein. Einer der einflussreichsten
Irrlehrer war Arius im vierten Jahrhundert. Laut Arius war der Sohn
Gottes nicht gleichewig und gleichwesentlich mit dem Vater. Also
Gott ist laut dem Arianismus nicht wirklich dreifaltig. Diese
arianische Irrlehre breitete sich sehr schnell und weit aus.
Insbesondere der Kirchenlehrer Athanasius widerlegte die Irrlehre
des Arius. Weil die Arianer zahlreich und mächtig waren, wurde
Athanasius immer wieder mit Strafen für seine Glaubenstreue belegt,
blieb aber trotzdem stets bei der wahren, klaren Lehre.
Am Anfang des 20. Jh. musste Papst Pius X. gegen die häretische
Bewegung des sog. "Modernismus" vorgehen. Pius X. nennt den
Modernismus das "Sammelbecken aller Häresien" und schreibt über die
Modernisten (Pascendi, 1907): "Manche Ausführungen in ihren Büchern
könnte ein Katholik vollständig unterschreiben. Wenn man jedoch das
Blatt wendet, könnte man glauben, ein Rationalist führt die Feder.
Schreiben sie Geschichte, ist von der Gottheit Jesu Christi nicht
die Rede. Steigen sie jedoch auf die Kanzel, dann bekennen sie
dieselbe ohne Bedenken. Schreiben sie Geschichte, dann gelten für
sie Konzilien und Väter gar nichts. Dahingegen werden in der
Katechese beide wieder mit Ehrfurcht zitiert. So wollen sie auch die
theologische, pastorale Exegese von der wissenschaftlichen,
geschichtlichen trennen. Nach dem Prinzip, daß die Wissenschaft vom
Glauben durchaus unabhängig sei, treten sie in ihrer Philosophie,
Geschichte oder Kritik ungescheut in die Fußstapfen Luthers." Soweit
der Papst. Also alles, wie es gerade beliebt: Mal so, mal so. Mal
hü, mal hott. Das eigene Ich wird zur höchsten Instanz. Vom Papst
will man nichts wissen, weder als unfehlbarem Glaubenslehrer noch
als höchster Regierungsautorität. Es ist der Kampf gegen die Kirche
in ihrem Fundament, in ihren Wurzeln.
In der Mitte des 20. Jh. wurde ein ganz besonders verheerender
Angriff gegen die Kirche geführt, u.z. mit der Gründung der
international tätigen Firma des sog. "2. Vatikanischen Konzils" oder
kurz V2. Auf V2 wurde - eingebettet in einige fromm klingende Worte
- behauptet, dass nichtkatholische Gemeinschaften "Mittel des
Heiles" sein könnten (UR3). Also das Dogma von der
Heilsnotwendigkeit der Kirche wurde damit ausdrücklich geleugnet.
Trotzdem gab es sehr viele, die diese häretische Behauptung
unterschrieben. Einer dieser Unterzeichner war jemand namens Marcel
Lefebvre, der auch die sog. "Piusbruderschaft" gründete und
mittlerweile von manchen als eine Art "zweiter Athanasius"
hingestellt wird.
Wer war Lefebvre? Unbestritten ist, dass Lefebvre mehrfach und bis
zu seinem Tod die Falschaussage verbreitete, dass er nicht alle
V2-Texte unterschrieben habe. Doch als viele Jahre später diese
Falschaussage entlarvt war, sinnierte der Lefebvre-Biograph Tissier
de Mallerais: "Wenn in der Folgezeit Mgr. Lefebvre mehrmals
versicherte, dass er das Schema über die Religionsfreiheit ebenso
wie Gaudium et spes nicht unterschrieben habe, so kann diese
Behauptung in logischer Folge seines vorausgehenden und
anschließenden Widerstandes gegen die Verkündigung der
Religionsfreiheit als eine Täuschung seines Erinnerungsvermögens
oder als ein menschlicher Irrtum aufgefasst werden." Aha. Während
Athanasius sich mit wahren Aussagen und logischen Beweisen gegen die
Versammlungen der arianischen Irrlehrer stellte, hat Lefebvre selbst
alle V2-Texte brav unterschrieben, und dabei ist die Phantasie mit
ihm durchgegangen - dieser chronische Phantasieüberschuss war dann
eine "logische Folge". Immerhin: Trotz aller logischer Phantasterei
hat Lefebvre selbst nie geleugnet, dass er die Behauptung von den
nichtkatholischen Mitteln des Heiles unterschrieben hat. Wie dachte
Lefebvre denn selbst über die Kirche? Bei angeblichen
'"Bischofskonsekrationen" in Ecône i.J. 1988 verkündete Lefebvre:
»Die konziliare Kirche geht Wege, die keine katholischen Wege mehr
sind und die unweigerlich zum Abfall vom Glauben führen. [...] Was
ist die Wahrheit für diese Menschen? Es ist die Wahrheit des Zweiten
Vatikanischen Konzils, dieser konziliaren Kirche. Folglich ist für
den Vatikan die heute einzige existierende Wahrheit, die konziliare
Wahrheit, die Wahrheit des "Geistes des Konzils." Es ist der Geist
von Assisi. Das ist heute "die Wahrheit". Diese Wahrheit wollen wir
nicht, um alles in der Welt!« Richtig ist: Die V2-Gruppe bzw. im
Lefebvre-Vokabular die "konziliare Kirche" mit Zentrale in Rom
besitzt nicht die Wahrheit und ist dementsprechend auch nicht die
Kirche. Und trotzdem fügt Lefebvre die Erklärung hinzu: "Für uns
kommt es allerdings absolut nicht in Frage, daß wir uns von Rom
trennen."
Lefebvre und seine Anhänger gehören nach eigenem Bekennen nicht zur
Kirche, sondern zur V2-Gruppe. Ja, Lefebvre kettet sich und seine
Anhänger an diesen Verein, an diese Firma, "die unweigerlich zum
Abfall vom Glauben" führt. Halten wir uns das immer vor Augen: Die
Kirche, die in Wahrheit der mystische Leib Christi, die die Säule
und Grundfeste der Wahrheit ist, der anzugehören heilsnotwendig ist:
Diese Kirche führt laut Lefebvre "unweigerlich zum Abfall vom
Glauben". Und eine Abkehr von dieser Schnellstraße in die Hölle
kommt "allerdings absolut nicht in Frage". Denn nur dort kann die
Lefebvre-Ideologie, also die permanente Vermengung von Wahr und
Falsch, hemmungslos ausgelebt werden. So behaupten die Lefebvrianer
auch permanent ihre Treue zum Dogma, dass der Papst die volle und
oberste Rechtsbefugnis über die ganze Kirche hat, u.z. in Sachen des
Glaubens und der Sitten, und in dem, was zur Ordnung und Regierung
der Kirche gehört. Gleichzeitig behaupten die Lefebvrianer, dass der
Papst diese Rechtsbefugnis eben doch nicht hat. Ganz im Geiste
Luthers ist gem. der Lefebvre-Ideologie jeder sein eigener Papst.
Die wahre Kirche Christi ist laut Lefebvre nicht einig, sondern
schismatisch, d.h. vom Papst getrennt. O-Ton Lefebvre i.J. 1976
(29.07.): "In Zukunft muß man der konziliaren Kirche gehorchen und
treu ergeben sein, nicht mehr der katholischen….Wir sind
'suspendiert a divinis' durch die konziliare Kirche und für die
konziliare Kirche, der wir nicht angehören wollen. Diese konziliare
Kirche ist eine schismatische Kirche, weil sie mit der katholischen
Kirche aller Zeiten bricht. Sie hat ihre neuen Dogmen, ihr neues
Priestertum, ihre neuen Institutionen, ihren neuen Kult."
Aber eben: Das sichtbare Oberhaupt dieser konziliaren Kirche ist -
Tusch - der sog. "Papst in Rom". Konziliare Kirche und katholische
Kirche ist lt. Lefebvre ein- und dasselbe. Mal so, mal so. Mal hü,
mal hott. Das kennt man doch bereits. Doch allem Hü und Hott zum
Trotz: Die Unterscheidung von V2 und katholisch ist zwar faktisch
zutreffend, sie ist und bleibt im Lefebvre-Modell aber rein
imaginär; sie besteht nur in der bloßen Phantasie Lefebvres und
seiner Anhänger. Diese angebliche Unterscheidung ist im
Lefebvre-Lager bloßer Selbstbetrug, denn immer wieder führte
Lefebvre Verhandlungen mit diesem angeblichen "Papst", und niemals
erklärte Lefebvre seinen Austritt aus dieser angeblichen "Kirche".
"Für uns kommt es allerdings absolut nicht in Frage, daß wir uns von
Rom trennen."
Wie kann Lefebvre da als ein "zweiter Athanasius" aufgefasst werden?
Nun, seine "Bruderschaft" hat so schöne Kapellen mit so schönen
Orgeln und so schönen Messgewändern, wo so schöne Choräle in so
schöner lateinischer Sprache gesungen werden. Die Piusbrüder tragen
so schöne Soutanen und verteilen so schöne Lefebvre-Photos, worauf
Lefebvre so schön lächelt. Doch trotz all diesem schönen Trug: Die
Lefebvre-Gemeinschaft führt "unweigerlich zum Abfall vom Glauben".
Meiden wird die Lefebvre-Gemeinschaft und folgen wir stattdessen der
wahren Kirche Christi. Amen.